Hauptrollen - Held:innen der Pflegekinderhilfe
Projektlaufzeit: 2023-2025
Veranstaltungen
23. September: Start der Theaterproben
Ferienwerkstätten in der Spore Initiative Berlin-Neukölln:
Christi Himmelfahrt:
9.05 – 12.05.2024 von 10 bis 17 Uhr
Letzte Woche der Sommerferien:
28.08. – 31.08.2024 von 10 bis 17 Uhr
Letzte Woche der Herbstferien:
28.10. – 02.11.2024 von 10 bis 17 Uhr
SAVE THE DATE:
Fachtag und Theateraufführung am 02.11.2024 von 10 Uhr bis 17 Uhr
Projektrahmen und Förderer
Ein Projekt des Kompetenzzentrum Pflegekinder e. V. gefördert durch die Aktion Mensch.
Haben Sie Fragen zum Projektthema oder Interesse an einer Fortbildung dazu? Wir stehen jederzeit gerne zur Verfügung.
Projekthintergrund
Nicht überall, wo Held:in draufsteht, steckt auch wirklich Held:in drin. In Zeiten, in denen alles in Bewegung ist, wandelt sich auch das Aussehen, die Capes und die Superpowers von Held:innen. Gemeinsam mit Pflegekindern aus Berlin fragt das Kompetenzzentrum Pflegekinder, wie sich der neue Stoff anfühlen kann, aus dem Held:innen sind.
Dazu gibt es in der Spore Initiative in Berlin Neukölln ein wöchentliches Angebot, das sich an Pflegekinder richtet. Hier können sie in dem sie über einen Zeitraum von einem Jahr unter professioneller künstlerischer Anleitung eigene Lebensfragen beforschen, experimentieren und kreativ sein können.
Außerdem beinhaltet das Projekt mehrere Ferienwerkstätten für Kinder und Jugendliche, die montags aus terminlichen und anderen Gründen nicht dabei sein können. Wir wollen damit allen Kindern, die bisher Lust auf das Projekt hatten, die Chance geben, doch noch etwas Theaterluft zu schnuppern und mit anderen Kindern und Jugendlichen in Kontakt zu kommen. Das künstlerische Material, das aus den Ferienwerkstätten hervorgeht, fließt außerdem in die Projektpräsentation im Herbst 2024 ein.
Denn trotz mitunter bestehender Infrastrukturen zeigt sich, dass Pflegekinder kaum miteinander vernetzt sind. Das bedeutet, dass sie in Konfliktsituationen oft auf sich allein gestellt sind. In vielen Fällen fehlen ihnen Vertrauenspersonen, mit denen sie ihre Erfahrungen und Fragen in einem geschützten Rahmen teilen können. Die Erfahrung hat gezeigt, dass das mangelnde Wissen über ihre Rechte und mögliche Beschwerdewege, sowie das fehlende Vertrauen, dass die Jugendhilfe sie angemessen vertreten kann und will, bei Pflegekindern oft hoch ist.
In Begegnungsräumen mit anderen Pflegekindern erfolgt oft das Feedback, wie wertvoll es ist, andere Geschichten gehört zu haben und mit der eigenen Geschichte verstanden zu werden. Vertrauen entsteht schnell, Ratschläge werden zusammengetragen.
Die dringend notwendige und nachhaltige Vernetzung von Pflegekindern möchte das Beteiligungsprojekt HAUPTROLLEN – Held:innen der Pflegekinderhilfe vor dem Hintergrund von Held:innengeschichten stärken.
Ziele
Anders als gleichaltrige Kinder müssen Kinder und Jugendliche sich in der Pflegekinderhilfe mit belastenden Lebensentscheidungen befassen. Oft fehlt ihnen dabei Handlungs- und Gestaltungsspielraum, weil ihre persönliche Entwicklung und ihr Wohlbefinden von den (z.T. kritischen) Lebenssituationen ihrer Herkunftsfamilien oder für sie nicht beeinflussbareren und daher nicht nachvollziehbaren Entscheidungen der Jugendämter abhängen.
Im Theaterprojekt sollen die Kinder und Jugendlichen die Erfahrung machen, über Abläufe und Prozesse selbst entscheiden zu können. Das Projekt ist wie ein leerer Bühnenraum zu verstehen, den die Kinder und Jugendlichen mit ihren Ideen und Perspektiven füllen können.
Die frühe Vernetzung von Pflegekindern verbunden mit einer gemeinsam entwickelten und bestärkenden Erzählung und der Sensibilisierung der Öffentlichkeit hält für ihre Selbstvertretung und politische Handlungsfähigkeit entscheidende Synergieeffekte bereit. Gerade wegen der fehlenden oder oft prekären Berichterstattung über Lebenswelten in der Jugendhilfe ist die Sichtbarmachung selbstbestimmter Lebensgeschichten und Familienmodellen durch das Projekt ein wichtiger Beitrag, Pflegekindern positive Identifizierungsmöglichkeiten mit auf den Weg zu geben und Selbstvertretung zu stärken.
Projektbeschreibung
Wo war Pippi Langstrumpfs Mutter? Wie schaffte Harry Potter es, bei Onkel Vernon und Tante Petunia nicht komplett durchzudrehen? Woher nahm Oliver Twist seine Fähigkeit, den willkürlichen Handlungen Erwachsener standzuhalten? Und seien wir mal ehrlich: Wäre Batman so sehr der Gerechtigkeit verschrieben gewesen, wenn er nicht gewusst hätte, was es heißt, Unrecht zu erfahren – dadurch, dass man seine Eltern ermordete? In vielen Geschichten von Kindern, die nicht bei ihren Eltern aufwachsen, werden sie auf fantastische Weise ermächtigt. Diese Kinder aktivieren übermenschliche Kräfte. Sie lehren die Gesellschaft, was es bedeuten kann, an Menschen zu glauben und für sich und andere einzustehen. Was ist dran an diesen Held:innenbildern? Für welche Werte und Visionen stehen sie? Ist es in der Realität möglich, sich wie Harry Potter, Oliver Twist oder Batman zu verhalten? Oder ist das echte Leben ganz anders – und die Held:innen darin auch? Welche „Superattribute“ habe ich und wie kann ich lernen, für mich einzustehen, um meinen Weg zu gehen?
Für diese komplexen identitätspolitischen Fragen eignet sich kaum ein Ort besser als das Theater. Hier wird in Rollen geschlüpft, sich eingefühlt und auseinandergesetzt, durch ein Brennglas werden gesellschaftliche Verhältnisse seziert – und dabei wie von selbst untersucht, wer man in Beziehung zu den Figuren und Konstellationen, die man spielt, eigentlich selbst ist. Diese bewegte und spielerische Erforschung der eigenen Geschichte und die Suche nach Identität(en) sind für Kinder elementar. Wo komme ich her? Wo fange ich an? Was ist denen vor mir passiert? Wo bin ich jetzt? Wo will ich hin?
Hauptrollen – Held:innen der Pflegekinderhilfe geht von dem Gedanken aus, dass Beteiligung mithilfe von kreativ-künstlerischen Angeboten eine wichtige Voraussetzung für gelingende Selbstvertretung darstellt.
Das Theaterspielen eröffnet einen künstlerischen Erfahrungsraum für Pflegekinder, in welchem die in der Einleitung gestellten Fragen bearbeitet werden können. Wie sehen moderne Held:innen aus? Was sind meine Eigenschaften, Stärken und Talente und wie bringe ich sie in die Welt? Die dort angewandten Methoden der Theaterpädagogik sind prozessorientiert und auf biografisch- selbstgestalterische Arbeitsweisen ausgelegt.
Für gelingende Selbstvertretung und Lebenswege bedarf es der Möglichkeit, sich auszutauschen, eine gemeinsame Geschichte zu finden, vorhandene Fähigkeiten zu stärken und auszubauen. Wir möchten kind- und jugendgerechte Methoden und Formate finden, in denen Handlungsoptionen und Beteiligungsspielräume in der Jugendhilfe ausgeweitet und verbessert werden können.
Publikationen
Im Projekt entstehen ein Theaterstück, drei Theateraufführungen, eine Publikation und eine Abschlussveranstaltung. Über die laufenden Veröffentlichungen werden Sie an dieser Stelle informiert.